Während Phoenix Contact in den letzten Jahren Umsatzzuwächse von teilweise mehr als 20 Prozent verzeichnen konnten, hat sich die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere in Deutschland, aber auch den großen Märkten USA und China deutlich eingetrübt. In diesen herausfordernden Zeiten ist es daher für uns umso wichtiger, Kontinuität und Stabilität in der Unternehmensführung zu erhalten.
Mit Dirk Görlitzer übernimmt eine langjährige Führungspersönlichkeit Anfang 2025 den Vorsitz der Geschäftsführung von Phoenix Contact. Frank Stührenberg, Vorsitzender der Geschäftsführung und CEO wird Ende Dezember nach 33 Jahren im Unternehmen in den Ruhestand treten. Für einen reibungslosen Übergang teilen sie sich bereits seit dem 1. Juli den Vorsitz der Geschäftsführung. Das plangemäße Ausscheiden Stührenbergs zum Ende dieses Jahres eröffnet Görlitzer jetzt, zusammen mit den weiteren langjährigen Geschäftsführungskollegen, gute Perspektiven, um Strategie und Positionierung von Phoenix Contact auf der heutigen Basis erfolgreich weiterzuentwickeln.
Frank Stührenberg wird der Phoenix Contact-Gruppe auch in Zukunft als Aufsichtsratsvorsitzender der neu gegründeten Phoenix Contact E-Mobility Holding SE verbunden bleiben. Nach seinem Ausscheiden werden der Geschäftsführung von Phoenix Contact neben Dirk Görlitzer (Vorsitz und CEO) weiterhin die bisherigen Mitglieder Torsten Janwlecke (COO), Ulrich Leidecker (COO), Frank Possel-Dölken (CDO) und Axel Wachholz (CFO) angehören.
Ein Statement von Ulrich Leidecker:
Wirtschaftliche Situation
Die wirtschaftlichen Herausforderungen sind nach wie vor groß. Die Unsicherheit, die auf den globalen Märkten dominiert, gibt uns zu denken. Der wirtschaftliche Aufschwung erfolgt leider nicht so schnell und so stark, wie ursprünglich von uns erwartet. Mit einem Umsatzrückgang in 2024 wird die Unternehmensgruppe Phoenix Contact das Jahr voraussichtlich mit ca. 3 Milliarden Euro abschließen. Berücksichtigen müssen wir hierbei, dass das Unternehmen in vergangenen Jahren teilweise mit jährlich über 20 Prozent überdurchschnittlich gewachsen ist, basierend auf einem Boom, der durch Verknappung hervorgerufen wurde. Der Markt ist weiterhin geprägt vom Abbau der Lagerbestände, die in Zeiten der Materialknappheit überall aufgebaut worden sind.
Globale Herausforderungen
Aktuell verzeichnen wir in bestimmten Nischenmärkten, wie im Bereich der Smart Grids oder Ortsnetzstationen, Data Center und auch der Logistik Wachstum. Unsere klassischen Hauptmärkte, wie der Maschinenbau und auch die Automobilindustrie, kämpfen mit starken Rückgängen. Die Nischenmärkte können die Verluste in den Kernbereichen nicht vollständig kompensieren. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, ob aus den USA ein wirtschaftlicher Aufschwung kommen wird. Die Unsicherheit rund um die Wahl in den USA, hatte hier bisher zu einer Stagnation geführt. Wir gehen auch zukünftig von einer hohen Wertschöpfung zwischen uns und den amerikanischen Märkten aus und hoffen auf neue positive Impulse für die angespannte Wirtschaft. Unser Gesamtausblick auf den amerikanischen Markt bleibt positiv.
Die geopolitischen Spannungen, wie der fortwährende Krieg zwischen Russland und der Ukraine und der sich ausweitende Nah-Ost-Konflikt bieten keine guten Voraussetzungen für eine zunehmende wirtschaftliche Entwicklung. Insbesondere der Verlust der Märkte in Russland und der Ukraine, haben Phoenix Contact Verluste in Höhe von deutlich über 100 Millionen Euro allein in diesen Märkten gebracht. Dieser Verlust ist nicht so einfach zu kompensieren. Auch in China ist die Situation weiterhin schwierig. Obwohl sich die Lage leicht beruhigt hat, bleibt das Wachstum verhalten. Geprägt wird der Markt von einer veränderten Markt- und Wettbewerbssituation bei Kunden und auch deren Kunden.
Die aktuell wirtschaftlich verhaltene Lage steuern wir mit Kostenreduktionsprogrammen, Kurzarbeit und einer stärkeren Resilienz in den Wertschöpfungsketten, um das Unternehmen auf die nächste Wachstumsphase gut vorzubereiten. Um Abhängigkeiten von einzelnen Wirtschaftsregionen zu verringern, rücken wir neue Märkte beispielsweise in Südostasien und Mexiko stärker in den Fokus und investieren dort.
Investitionen
Insgesamt planen wir für das Jahr 2025 Investitionen von 200 Millionen Euro. Unsere Investitionen am Standort in Blomberg werden wir fortführen, auch wenn wir diese teilweise zeitlich etwas strecken. Die Fertigstellung des Erweiterungsbaus zum bestehenden Logistikgebäude planen wir für 2028. Das vollautomatische Logistikgebäude wird 200.000 m³ zusätzlichem Lagervolumen bieten.
Für die nächsten Jahre plant das Unternehmen insbesondere Investitionen für die Standortentwicklung in der Türkei, in Mexiko und Indien. Ziel ist es, unsere Produktion international betrachtet noch breiter aufzustellen, um Lieferwege für unsere Produkte und Lösungen zu verkürzen und damit mögliche Störungen in den Lieferketten zu reduzieren. In der Türkei wird Phoenix Contact das Produktions-Joint Venture Acel zu 100 Prozent übernehmen und einen Produktionsstandort mit 8000 m² für bis zu 500 Arbeitsplätze entwickeln. In Querétaro, Mexiko, entsteht ein Neubau für die elektronische und elektromechanische Produktion mit bis zu 600 Arbeitsplätzen bis 2030. Am Standort in Indien werden drei Gebäude mit Produktions-, Logistik- und Büroflächen mit insgesamt 70.000 m² entstehen.
Mit Blick auf die Investitionen ist klar zu erkennen, dass wir 70 Prozent unserer Investitionen im Ausland tätigen werden. Und das hat seinen Grund. Denn eine der großen Herausforderungen unserer Industrie besteht darin, dass wir uns mit einer wachsenden Überregulierung und Überbürokratisierung unseres Wirtschaftsraumes in Deutschland und Europa belasten. Wir müssen damit aufhören, einen Sonderwirtschaftsraum mit Regularien aufzubauen, den sonst niemand in der Welt hat. Gegenüber Asien und Amerika nehmen wir uns aus der Wettbewerbsperspektive heraus und bürden uns Wettbewerbsnachteile auf. Das, was in Brüssel passiert, sind alles gut gemeinte Ideen, wie Lieferkettensorgfaltsgesetz, Data Act und PFAS. Es bedeutet aber einen immensen Aufwand diesem nachzugehen. Und dies hemmt die Innovationstätigkeit in Deutschland. Die Ansiedlung weiterer Industrien hier wird schwieriger. Im Ergebnis, das sehen wir an den Zahlen in Deutschland, hemmt es die Umsätze hier im Land. Somit erleben wir das zweite Jahr in Folge eine Rezession und das kann nicht richtig sein.
Nachhaltigkeitsziele
Unsere Nachhaltigkeitsziele, die wir uns bis 2030 gesetzt haben, verteilen sich auf die Felder Umwelt, Soziales und Governance. Dieses Engagement von Phoenix Contact haben wir fest in unserer Unternehmensstrategie verankert. Wir unterstützen das Pariser Klimaabkommen, um die Klimaerwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. So reduzieren wir bis 2030 an all unseren weltweiten Standorten die direkt erzeugten Emissionen um 90 Prozent. Gemeinsam mit unseren Lieferanten arbeiten wir an der Reduktion der nicht direkt erzeugten Emissionen. Unser Ziel für die Lieferkette sind 25 Prozent weniger Emissionen bis 2030. Zudem analysieren und reduzieren wir den Einsatz begrenzter Ressourcen in Entwicklung, Produktion, Administration und Logistik. Unser Fokus liegt hier auf Energieeffizienz und der Optimierung des Fußabdrucks unserer Produkte. Auch ist uns Diversität in unserer Unternehmenskultur ein Anliegen. Wir haben uns daher zu den Zielen der Science Based Target Initiative (SBTI) verpflichtet. Bis 2030 sollen 20 Prozent der Führungskräfte und 25 Prozent der Lernenden weiblich sein. Wir sind davon überzeugt, dass weltweit faire Bezahlung unabhängig vom Geschlecht, ethnischer Herkunft oder anderen persönlichen Merkmalen entscheidend ist für den langfristigen Erfolg von Phoenix Contact. Wir stellen sicher, dass Sorgfaltspflichten und Gesetze eingehalten werden. Lieferanten werden nach ihrem Risiko bewertet. Unser Cyber Defense Center schützt Daten und Systeme. Damit dies gelingen kann, stellt das Management notwendige Ressourcen und die strategische Ausrichtung für nachhaltige Praktiken bereit und lässt sich daran messen. Bereits bis 2025 werden 80 Prozent unserer Produkte einen PEF haben.
Für unser Engagement in Punkto Nachhaltigkeit wurde Phoenix Contact von Ecovadis mit der Goldmedaille ausgezeichnet und gehört damit zu den Top 5 Prozent der Unternehmen. Damit konnten wir unseren Gold-Status für ein weiteres Jahr bestätigen.
Wie sie erkennen können, ist uns Nachhaltigkeit sehr wichtig. Es sind wichtige Ziele, mit denen wir uns beschäftigen. Aber der Aufwand und die Regulatorik führen zu einer immensen Belastung, auch kostentechnisch betrachtet. Nachhaltigkeit kostet zusätzliches Geld, was auch nachvollziehbar ist, sollte aber ein sinnhaftes Maß nicht überschreiten. Das Lieferkettensorgfaltsgesetz beispielsweise bindet immense Kapazitäten im Unternehmen, ist aber keine wertschaffende Tätigkeit. Deutschland hat keine natürlichen Ressourcen. Das, was uns stark macht, ist die Technologiekompetenz unserer Industrie. Und dieses müssen wir erhalten.
Schwerpunkte Standrundgang
PLCnext Technology – Partnerschaften
Auf dem Thema Partnerschaften in der Industrie liegt insbesondere bei PLCnext Technology ein starker Fokus. „Gemeinsam zu mehr Innovation“ war daher auch der Titel unserer gemeinsamen Panel-Veranstaltung mit Festo und Yaskawa. Bereits seit 2020 besteht die Technologie-Partnerschaft zwischen Yaskawa und PLCnext Technolgy. Im April zur Hannover Messe 2024 konnte die Partnerschaft mit Festo offiziell bekannt gegeben werden. Es geht im industriellen Umfeld nicht mehr um die Frage, ob es Partnerschaften braucht, denn diese sind in der Branche nicht mehr neu. Relevant ist das Wie von Partnerschaften mit dem klaren Ziel von Zukunftssicherheit, einer kurzen Zeitspanne von der Produktidee bis zur Markteinführung und der Investitionsschutz für Kunden. Es ist eine Partnerschaft auf Augenhöhe mit dem Source Code als Basis. Das macht diese Zusammenarbeit mit unseren beiden Partnern so besonders. Es ist im besten Kundensinne, gemeinsam die besten Ergebnisse zu erarbeiten. Festo und Yaskawa setzen auf den Store und die Community. Der Kundennutzen ergibt sich aus der Zunahme an Expertenwissen durch starke Partner. Beide Unternehmen launchen zur SPS neue auf PLCnext Technology basierende Geräte. Festo bringt ein Edge-Gerät auf PLCnext Technology auf den Markt und Yaskawa stellt einen Motion Controller vor.
Mit der Virtual PLCnext Control bieten wir eine Ergänzung zu unseren hardwarebasierten PLCnext Controls. In Applikationen, in denen Zykluszeiten unter einer Millisekunde gefordert werden, sind physikalische Steuerungen aktuell noch gesetzt. Wir sehen die Nutzung der Virtual PLCnext Control in Anwendungen, in denen bereits ein Industrie-PC oder IT-basierte Hardware vorhanden ist. Hier lässt sich einfach auf eine physikalische SPS verzichten. Weiterhin umfasst das Einsatzgebiet die Edge bis hin zur Cloud. Für unser Industrie-PC-Portfolio bieten wir eine Virtual PLCnext Control als Option an. Sie ist aber auch als reine Softwarelösung verfügbar. Die stetige Innovation im Embedded-Bereich und die Unterstützung von Virtualisierungsmethoden in kostengünstigen CPUs wird dazu führen, dass mit der Zeit virtualisierte Lösungen immer weiter in die Feldebene vordringen werden. Die Virtual PLCnext Control ist bereits bei mehreren Kunden in Pilotanwendungen im Einsatz. In dieser Pilotphase haben wir das Feedback direkt in das Produkt einfließen lassen. Die Erfahrung zeigt, dass es funktioniert. Die Performance der Virtual PLCnext Control hängt von der Komplexität der Anwendung und der vorhandenen Hardwareressource ab. Beim Design der Applikation muss darauf geachtet werden, welcher Determinismus für die Kommunikation mit den angesteuerten Geräten, sprich auf dem Feldbus benötigt wird. Je mehr „Netzwerk“ zwischen virtueller Instanz und dem Feldgerät liegt, umso mehr Latenz und Jitter werden auftreten. Es macht einen signifikanten Unterschied für die Datenübertragung, ob die virtuelle Instanz auf einem Industrie-PC direkt an der Maschine, der Edge oder in der Cloud läuft.
In der heutigen schnelllebigen Industrieumgebung spielt es eine wesentliche Rolle, dass Produktionsprozesse reibungslos und effizient ablaufen. SPS-Backup-und-Restore-Verfahren erweisen sich als unerlässlich, um die Integrität von Fertigungssystemen zu erhalten. Unter Berücksichtigung der Anforderungen an die Cyber-Sicherheit stellt die Verwaltung von Assets eine wichtige Komponente für die Grundlage von Cyber-Sicherheitsaktivitäten in Unternehmen dar. Erweitert um die Möglichkeit, Backups zu erzeugen und im Bedarfsfall wieder auf ein Gerät aufzuspielen, bildet das Device-and-Update-Management einen der Bausteine einer proaktiven, durchgängigen Sicherheitsstrategie. Basis ist ein Prozess, der Anlagen auf dem neusten Stand hält, indem Software- und Security-Updates standardisiert, automatisiert und sicher installiert werden.
SPS-Backups erweisen sich als essenziell, weil sie sicherstellen, dass die in der Steuerung abgelegten Programm- und Konfigurationsdaten im Fall eines Hardware-Ausfalls, Stromausfalls oder anderer unerwarteter Ereignisse nicht abhandenkommen. Ohne ein Backup kann es sehr lange dauern, das Programm von Grund auf neu zu erstellen, was zu Ausfallzeiten und Produktivitätsverlusten führt. Die Kosten für den Ersatz einer fehlerhaften SPS können teuer sein. Und ohne ein Backup wird es schwierig, den vorherigen Zustand des Systems wiederherzustellen. Im Fall eines Security-Notfalls lässt sich das Backup nutzen, um das Programm und die Konfigurationsdaten auf eine neue oder reparierte Steuerung zu laden, sodass das System mit geringer Ausfallzeit in den normalen Betrieb übergeht.
Zuvor gesicherte Daten werden auf die gleiche PLCnext Control übertragen und der ursprüngliche Zustand liegt erneut vor. In der aktuellen Version des Device-and-Update-Managements sowie der Steuerungen der Baureihe PLCnext Control zeichnet die App „DaUM Backup and Restore“ für die Generierung eines Backups auf dem Zielgerät sowie die Wiederherstellung eines bereitgestellten Backups verantwortlich. Die App kann kostenfrei aus dem PLCnext Store heruntergeladen werden.
Digitaler Zwilling
Mit dem Start der Initiative Industrie 4.0 und der Idee, zusätzliche Mehrwerte durch Digitalisierung zu schaffen, wurden die Grundlagen für die technische Infrastruktur für Datenräume gelegt. Cyber-physikalische Systeme (CPS) und die erweiterten Cyber-physikalischen Produktionssysteme (CPPS) haben erste Ansätze beschrieben, neben dem physikalischen Asset ein digitales Abbild (digitalen Zwilling) über den Entstehungs- und Lebenszyklus mitzuführen. Die Voraussetzung für Datenräume ist eine gemeinsame Datenlogistik, die den Datentransport international verfügbar, technisch einheitlich und ökonomisch umsetzbar macht.
Im Rahmen von Manufacturing-X, einer Förderinitiative der Bundesregierung zur Entwicklung von industriellen Datenräumen als weiteren Schritt bei der Umsetzung von Industrie 4.0., ist Factory-X ein wesentliches Leitprojekt. Es soll einen Datenraum und damit das digitale Ökosystem von Komponentenlieferanten, Industrieausrüstern sowie Anwendern oder Betreibern von industriellen Produktionsmaschinen und -standorten schaffen. Phoenix Contact unterstützt Manufacturing-X über die Plattform Industrie 4.0 und beteiligt sich im Förderprojekt Factory-X an drei wichtigen Anwendungsfällen zum Aufbau einer interoperablen, standardisierten Datenlogistik.
Der Anwendungsfall Collaborative Information Logistics zielt auf das Angebot interoperabler unternehmensübergreifender Dienste ab, die mehreren Unternehmen die Möglichkeit eröffnet, Informationen standardisiert und sicher austauschen zu können. So lassen sich zum Beispiel Produktinformationen automatisiert zwischen den IT-Systemen verschiedener Hersteller und Produktverwender kommunizieren. Das verringert die manuelle Datenübernahme und erhöht die Prozessqualität für Kunden.
Bei Integrated Toolchains and Collaborative Engineering geht es darum, Software-Werkzeuge und Lösungen für die Automatisierung im Maschinenbau nahtlos zu verbinden. Dies ermöglicht technische Toolketten, um Maschinen und Anlagen zu erstellen und zu betreiben. Ein Beispiel ist die vereinfachte Integration der Produkt-Konfiguratoren von Phoenix Contact in die Engineering-Werkzeuge der Elektroindustrie. Auf diese Weise beschleunigen sich die Produktauswahl und deren Konfiguration innerhalb des Engineerings ebenso wie entlang des gesamten Lebenszyklus von Maschinen und Anlagen.
Vernetzte, auf Software basierende Komponenten, Maschinen und Anlagen unterliegen einem stetigen Wandel. Anforderungen an die Security-Funktionalität sowie neue wertschöpfende Funktionen bedingen ein Angebot über Software-Updates. Um bei einer zunehmenden Anzahl an Software-basierten Produkten unterschiedlicher Hersteller für die Verfügbarkeit von Maschinen und Anlagen zu sorgen, wird eine höhere Transparenz bezüglich der verbauten Produkte und deren Weiterentwicklung durch den Hersteller erforderlich. Ziel ist es, die oftmals manuellen Prozesse, wie Informationsversand per E-Mail oder selbständiges Durchsuchen der Hersteller-Webseiten, um ein prozesssicheres und automatisierbares Verfahren zu ergänzen. Änderungsinformationen – beispielsweise Product Change Notifications (PCN) oder Software-Updates – stehen in diesem Szenario automatisch für die IT-Systeme des Product Lifecycle Managements (PLM) oder Asset Managements zur Verfügung. Das steigert die Verfügbarkeit der Maschinen und Anlagen selbst bei wachsenden Anforderungen an die Security.
In der digitalen Fabrik stärken Interoperabilität in der Kommunikation und die Nutzung von Datenräumen die Resilienz, weil sich Unternehmen schneller optimieren und auf Störungen reagieren können. Außerdem lassen sich regulatorische Vorgaben der Politik, beispielsweise für einen EU Digital Product Passport, CO2-Fußabdruck sowie zur Kreislaufwirtschaft oder Transparenz in den Lieferketten, besser abbilden.
Mit Industrie 4.0 und IoT wird die Welt der digitalen Modelle und Prozesse eng mit realen Objekten (Produkte, Menschen, Maschinen) und Prozessen (Geschäftsprozesse,
technische Prozesse) verbunden, so dass sie die Fähigkeiten von Unternehmen erweitern oder begrenzen. Mit Blick auf die anstehenden Herausforderungen des Klimawandels, der internationalen Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz in Lieferketten sowie den spezifischen Anforderungen an die Security von Produkten und Systemen sind diese nur durch automatisierbare und damit digitale Interaktionsvorgänge zu meistern. Eine standardisierte Datenlogistik via AAS und Datenräumen wie Factory-X ermöglicht es den beteiligten Unternehmen, gemeinschaftliche Aufgaben zu lösen, voneinander zu partizipieren und ihren Angebots- und Lösungsraum zu ergänzen.
Cyber Security ist ein Thema, das aktuell durch alle Medien geht. Die Anzahl der Cyber-Attacken, die öffentlich werden, nehmen stetig zu. Dabei betreffen die Angriffe nicht nur den IT-, sondern auch vermehrt den OT-Bereich. Die EU hat darauf mit dem Cyber Resilience Act (CRA) reagiert. Der CRA verpflichtet die Hersteller zur Entwicklung von Security-by-Design-Produkten. Produkte, die unter den CRA fallen, erhalten in Zukunft kein CE-Kennzeichen mehr, sofern sie nicht den CRA-Regelungen entsprechen. CRA ist ab 2027 gültig. Phoenix Contact hat sich frühzeitig auf die Anforderungen des CRA reagiert und bietet ein Konzept der Cyber Security an. Dieser 360-Grad Ansatz basiert auf dem Leitsatz, dass Security im gesamten Lebenszyklus seiner Produkte und Lösungen verankert ist. Dieser Zyklus besteht aus mehreren Schritten.
Für die Konzeption und den kompletten Lebenszyklus der Produkte bildet der sichere Entwicklungsprozess nach IEC 62443-4-1 die Voraussetzung. Er definiert die Entwicklung nach den gängigen Cyber Security-Verfahren Security-by-Design und Defense in Depth, stellt aber ebenso die Überwachung von Schwachstellen sicher und sorgt für regelmäßige Security-Updates.
Sichere Produkte entsprechen dem Entwicklungsprozess gemäß IEC 62443-4-1 und erfüllen die funktionalen Security-Anforderungen der IEC 62443-4-2. Dazu gehört zum Beispiel der Denial-of-Service-Schutz, das User-Management, die Vertraulichkeit der Daten bei der Übertragung und Speicherung, das Logging und die Konfiguration der geringsten Funktionalität. 2021 wurde PLCnext Control als erste Steuerung im Markt gemäß IEC 62443-4-1 ML3 und IEC 62443-4-2 SL2 Feature Set durch den TÜV Süd zertifiziert. Weitere sichere Produkte befinden sich derzeit in der Entwicklung oder werden zertifiziert.
Damit Security-Lösungen gemeinsam mit den Systemintegratoren und Betreibern diskutiert, beraten, installiert und gewartet werden können, müssen die Teams die notwendigen Cybersecurity-Fähigkeiten besitzen und nachweisen. Zu diesem Zweck sind die deutsche und weitere Ländergesellschaften der Phoenix Contact-Gruppe gemäß IEC 62443-2-4 zertifiziert und bieten sichere Dienstleistungen an.
Das Security-Team von Phoenix Contact hat Templates (Blueprints) für verschiedene sichere Lösungen und Märkte erarbeitet und gemäß IEC 62443-3-3 zertifizieren lassen, sofern dies sinnvoll erscheint. Die Blueprints erleichtern einerseits die Diskussion und die Konzeptarbeit. Zudem unterstreichen sie das Know-how von Phoenix Contact, Lösungen mit Kunden zu zertifizieren.
Das Produkt Security Incidence Response Team PSIRT hat an zentraler Stelle die Aufgabe, auf potenzielle Sicherheitslücken, Vorfälle und andere Sicherheitsprobleme im Zusammenhang mit Produkten, Lösungen sowie Diensten von Phoenix Contact zu reagieren. Das PSIRT leitet die Offenlegung, Untersuchung und interne Koordination und veröffentlicht Sicherheitshinweise zu bestätigten Sicherheitslücken.
Gleichstromnetze in der Industrie und Batteriespeicher
Insbesondere der industrielle Sektor sucht nach geeigneten Lösungen zur Umsetzung von Klimazielen. In Zeiten des Klimawandels beschäftigt sich die Welt mit steigenden Energiekosten, knappen Ressourcen und einem zunehmenden Energiebedarf. Ein Lösungsansatz ist dabei die Umstellung von einem Wechselstromnetz auf ein Gleichstromnetz in der Fabrik.
Dabei versorgt der durch regenerative Energiequellen erzeugte Strom die Verbraucher in einem gleichstrombasierten Microgrid direkt ohne eine Umwandlung in Wechselstrom. Durch die Verringerung von Wandlungsverlusten und die einfachere Möglichkeit der Energierückgewinnung durch Rekuperation innerhalb des Gleichstromnetzes lässt sich der Energieverbrauch effizient senken. Zudem lassen sich Photovoltaikanlagen einfach in ein DC-Netz integrieren. Batteriespeicher sorgen für eine durchgängige Energieversorgung, da sie die volatile Energie von Wind und Solar speichern und bei Bedarf wieder abgeben.
So optimieren sie das Energiemanagement, indem sie überschüssige Energie in Zeiten geringer Nachfrage speichern und in Spitzenzeiten abgeben. Sie vereinfachen das Peak-Shaving, auch Lastspitzenkappung genannt. Diese Reduzierung der Lastspitzen und des Stromverbrauches aus dem öffentlichen Versorgungsnetz führt zu einer direkten Reduzierung der Energiekosten.
Batteriespeicher dienen zudem als Blackout-Schutz innerhalb von Gleichstromnetzen. Anlagenstillstände und Unterbrechungen in der Produktion durch Spannungsausfälle und Energieschwankungen können so vermieden werden. Insbesondere in Regionen mit instabiler Stromversorgung stellt dies die Industrie oft vor große Herausforderungen. DC-Microgrids, also kleine, unabhängige Netze, die auf Gleichstrom basieren, bieten eine zuverlässige Energieversorgung. Die dadurch geschaffene autarke Energieversorgung und -verteilung bietet auch bei fehlender Netzstabilität des Hauptstromnetzes eine zuverlässige Stromversorgung und damit eine sichere Produktionsumgebung.
Ausblick
Aktuell sind valide Aussagen zur Umsatzentwicklung des Unternehmens in 2025 wie in den Jahren zuvor nicht möglich. Wir gehen von einem sehr moderaten Wachstum aus.
Bild- und Textquelle: Phoenix Contact