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Wie neue Technologien den OEE-Einstieg vereinfachen

Vom Zaungast zum Vorreiter

28.02.2025
von Redaktion INDUSTRIELLE AUTOMATION
Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Lösungen wie ein OEE-System. Zentrale Kennzahl ist hier die Gesamtanlageneffektivität (OEE)

In einer Zeit, die von wirtschaftlicher Unsicherheit und globalen Wettbewerb geprägt ist, gewinnt die effiziente Nutzung von Ressourcen in der Produktion immer mehr an Bedeutung. Unternehmen setzen daher zunehmend auf digitale Lösungen wie ein OEE-System. Zentrale Kennzahl ist hier die Gesamtanlageneffektivität (OEE). Diese bewertet Maschinen und Anlagen nicht nur nach ihrem Zustand, sondern zeigt auch Optimierungspotenzial auf.

In einer Zeit, die von wirtschaftlicher Unsicherheit und verschärftem globalen Wettbewerb geprägt ist, gewinnt die effiziente Nutzung von Ressourcen in der Produktion immer mehr an Bedeutung. Um Kosten zu senken und die Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, setzen viele Unternehmen auf neue Strategien und digitale Lösungen. Eine zentrale Kennzahl, die dabei hilft, ist die Gesamtanlageneffektivität (Overall Equipment Effectiveness, OEE). Diese bewertet Maschinen und Anlagen nicht nur nach ihrem Zustand, sondern liefert auch konkrete Hinweise darauf, wo produktions- und kostenrelevante Optimierungen möglich sind.

Allerdings wird OEE in der Industrie noch längst nicht flächendeckend ausgeschöpft. Häufig herrscht Skepsis, was die Datenintegration oder die Einbettung in bestehende Abläufe angeht. Doch die Erfahrungen mit modernen Condition-Monitoring-Lösungen zeigen, dass sich solche Hürden überwinden lassen: Mit passender Sensorik und der richtigen Software wird eine solide Datengrundlage geschaffen, auf der sich Effizienzsteigerungen kontinuierlich und systematisch vorantreiben lassen.

Die Konzeption von OEE: Kernfaktoren und methodische Grundlagen

Die Gesamtanlageneffektivität basiert auf drei wesentlichen Faktoren: Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. Die Verfügbarkeit bewertet, wie viel Zeit die Anlage tatsächlich für die Produktion genutzt wird und erfasst sowohl geplante Stillstände (z B. Wartungen) als auch ungeplante Ausfälle. Die Leistung misst, ob die Maschine mit ihrer maximal möglichen Geschwindigkeit läuft oder ob Prozessengpässe zu Leistungsverlusten führen. Schließlich betrachten Unternehmen mit dem Qualitätsfaktor den Anteil fehlerfreier Produkte.

Ein OEE-Wert von 100 % repräsentiert den Idealzustand: keine Stillstände, volle Geschwindigkeit, null Ausschuss. In der Praxis liegt der Wert oft zwischen 60 % und 85 % und verdeutlicht damit, wo noch Optimierungspotenzial besteht. Eine klare OEE-Strategie deckt diese Potenziale auf und ermöglicht es, technische sowie organisatorische Schwachstellen schrittweise zu beheben.

Herausforderungen bei der Implementierung

Bei der Einführung von OEE-Systemen begegnen produzierende Betriebe häufig organisatorischen und technischen Herausforderungen. Zum einen sind viele Maschinenparks über die Jahre gewachsen und umfassen Anlagentypen verschiedenster Generationen. Besonders älteren Maschinen fehlen oft die notwendigen Sensoren, um Daten in Echtzeit erfassen zu können. Zum anderen ist auch der Faktor Mensch nicht zu unterschätzen: Selbst das beste System kann sein Potenzial nur entfalten, wenn die Mitarbeiter es in ihren Alltag integrieren und verstehen. Ein ganzheitlicher Ansatz, in dem technologische Innovation und Weiterbildung Hand in Hand gehen, ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Digitale Technologien: Der Hebel zur Verbesserung

Moderne Condition-Monitoring-Systeme machen den Umgang mit OEE-Daten heute wesentlich einfacher. Sensoren messen Parameter wie Vibrationen, Temperaturen, Drücke oder Stromstärken in Echtzeit und melden Abweichungen frühzeitig. Lichtschranken und andere Zählsysteme erfassen zudem die Produktionsgeschwindigkeit genau und geben Aufschluss darüber, wie verschiedene Schichten oder Prozessänderungen sich auf Leistung und Qualität auswirken. Diese Art der Datenerhebung bildet eine solide Grundlage für strategische und operative Verbesserungsentscheidungen.

Best Practices: Nachrüstung und Integration

Ein zentraler Vorteil digitaler Condition-Monitoring-Lösungen ist ihre Nachrüstfähigkeit. Mit der App MaDoW von in.hub beispielsweise können Stillstandszeiten erfasst und individuell konfigurierbare Stillstandsgründe entweder manuell oder automatisch ausgewertet werden. Die vorab durch Edge-Gateways und Edge-Module erfolgte Datenerfassung und -verarbeitung erfolgt dabei lokal und in Echtzeit, was neben hoher Datensicherheit auch eine zuverlässige Überwachung ermöglicht. Das speziell für Condition-Monitoring entwickelte Edge-Betriebssystem siineos wiederum, unterstützt viele offene Datenbankstrukturen und IT-Schnittstellen, sodass sich CAQ-, CMMS-, ERP- und MES-Systeme nahtlos anbinden lassen. Auf diese Weise entsteht ein durchgängiges System, das alle produktionsrelevanten Daten an einem Ort zusammenführt, ganz ohne IT-Aufwand.

Einbindung in Lean Management und TPM

OEE wird häufig im Kontext umfassenderer Konzepte wie Lean Management oder Total Productive Maintenance (TPM) genutzt. In Lean-Projekten steht die kontinuierliche Verbesserung aller Prozesse im Vordergrund, während TPM darauf abzielt, die Anlagenverfügbarkeit durch proaktive Wartungsstrategien zu erhöhen. OEE dient dabei als gemeinsamer Indikator, um Verschwendungen (Lean) oder potenzielle Ausfallrisiken (TPM) offenzulegen und auf Basis von Echtzeitdaten gezielt entgegenzusteuern. So lassen sich Maßnahmen wie Rüstzeitoptimierungen oder vorbeugende Wartungen auf fundierte Kennzahlen stützen – ein entscheidender Vorteil, um ganzheitliche Produktionsstrategien umzusetzen.

Datensicherheit und Datenschutz

Da moderne OEE-Lösungen und Condition-Monitoring-Systeme oft auf Echtzeitdaten zugreifen, spielen Datensicherheit und Datenschutz eine zunehmend wichtige Rolle. Die Verarbeitung sensibler Fertigungsinformationen lässt sich durch den Einsatz von Edge-Gateways lokalisieren, sodass nicht alle Daten in die Cloud übertragen werden müssen. So bleiben kritische Informationen im eigenen Netzwerk, was sowohl Sicherheitsbedenken als auch datenschutzrechtlichen Anforderungen (etwa nach DSGVO) entgegenkommt. Außerdem sollten bei Cloud-Anwendungen sichere Verschlüsselungsstandards und klare Zugriffsrechte festgelegt sein, damit keine unbefugten Personen Zugriff auf vertrauliche Prozessdaten erhalten.

Rollen und Verantwortlichkeiten

Die erfolgreiche Einführung eines OEE-Systems erfordert klare Verantwortlichkeiten. In vielen Unternehmen liegt die Datenerfassung und -auswertung im Spannungsfeld zwischen Instandhaltung, Produktion und Qualitätssicherung. Während sich die Instandhaltung oft auf die Analyse technischer Störungen und Wartungspläne konzentriert, sehen die Produktionsverantwortlichen eher auf Durchsatz und Taktzeiten. Die Qualitätssicherung wiederum bringt den Blick auf Ausschussraten und Prozessstabilität ein. Eine enge Abstimmung zwischen diesen Abteilungen ist essenziell, damit die Daten nicht nur erhoben, sondern auch in konkrete Verbesserungsmaßnahmen überführt werden. Gemeinsame Schulungen und ein übergreifendes Reporting helfen, dass alle Abteilungen von denselben Informationen profitieren und an einem Strang ziehen.

Schritt für Schritt zur OEE – Ein praktischer Blick in die Werkshalle

In der Praxis lässt sich OEE oft einfacher einführen, als viele Unternehmen zunächst vermuten. Wer an typischen Verarbeitungsmaschinen – zum Beispiel Dreh-, Fräs- oder Schleifmaschinen – die wichtigsten Signale abgreift, erhält bereits eine solide Basis für die OEE-Berechnung. Ob Maschinentür geöffnet, Stromstärke im Arbeitsbereich, aktives Kühlmittel, laufende Förderbänder oder ob die Spindel in Betrieb ist: Diese wenigen Parameter reichen aus, um festzustellen, ob die Maschine im geplanten Modus arbeitet oder ob ungeplante Stillstände auftreten. Selbst Logistikprobleme lassen sich schnell erkennen, wenn etwa das Förderbänder oder Be- und Entladesysteme stillstehen, während die Maschine eigentlich produzieren sollte.

Mit kostengünstiger Hardware – oft für wenige hundert Euro zu haben – können diese Signale unkompliziert ausgewertet werden. Die Daten speichert man dann lokal, sodass keine große IT-Infrastruktur oder ein Cloud-Dienst erforderlich ist. Zusammen mit benutzerfreundlichen Systemen und Apps wie siineos oder MaDoW, lässt sich innerhalb weniger Stunden nahezu an jeder Maschine eine komplette Überwachung der Produktivität einrichten. Wer zusätzlich Temperatur- und Vibrationssensoren einbindet, erkennt frühzeitig Anzeichen von Verschleiß und kann mit Schwingungsüberwachung Ausfälle verhindern. Darüber hinaus bietet es sich an, den Energieverbrauch der Anlage zu messen, sodass sich anhand der Energiesignatur sowohl Rückschlüsse auf den Arbeitszustand als auch auf mögliche Einsparpotenziale ziehen lassen. Die erfassten Energiedaten können direkt ins unternehmenseigene Energiemanagement einfließen, was angesichts der in Europa zunehmenden Verpflichtungen zur Dokumentation von Energieverbräuchen und CO₂-Emissionen einen weiteren großen Nutzen bietet. So lässt sich Condition Monitoring mit OEE nicht nur für eine gesteigerte Produktivität, sondern auch zur Erfüllung von Energie- und Umweltstandards nutzen – ein echter Mehrwert in Zeiten verstärkter Nachhaltigkeitsbestrebungen.

Implementierungszeit: Ein lohnendes Investment

Die Einführung eines OEE-Systems nimmt in der Regel einige Monate in Anspruch und umfasst die Analyse der Ausgangssituation, die technische Integration und die Schulung des Personals. Doch zahlreiche Betriebe berichten, dass sich diese Investition oft schon nach etwa einem Jahr rechnet. Langfristig sind die Vorteile deutlich: weniger ungeplante Ausfälle, niedrigere Wartungskosten und höhere Gesamtproduktivität sorgen dafür, dass sich ein strukturiertes OEE-Management als echter Wettbewerbsvorteil erweist.[1]

Modernisieren und Schritt halten

Wer seine Produktion nachhaltig optimieren und im internationalen Wettbewerb bestehen will, sollte den Schritt zu OEE und Condition Monitoring nicht länger hinausschieben. Technische Lösungen sind heute erschwinglich und lassen sich ohne großen Aufwand nachrüsten. Mit wenigen hundert Euro Startkapital pro Anlage und geringem Zeitaufwand erhalten Unternehmen bereits eine zuverlässige Datengrundlage, um Engpässe zu identifizieren, Ausfälle zu reduzieren und Kosten zu senken. Hinzu kommt, dass die Uhr tickt: In Deutschland und Europa allgemein ist eine zügige Steigerung der Produktivität unumgänglich, um im globalen Vergleich weiter bestehen zu können. Jede Verzögerung bedeutet, Potenziale ungenutzt zu lassen. Jetzt ist der Zeitpunkt, um zu handeln, die Produktion auf den neuesten Stand zu bringen und sich damit zukunftssicher aufzustellen – und ganz nebenbei tragen Unternehmen damit auch den immer strengeren Anforderungen an Energiemanagement und CO₂-Reporting Rechnung.

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Ort: WTZ-Tagungszentrum Heilbronn

Quelle: bitmotec.com, inhub

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