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Interview

„Wir sehen uns als Partner unserer Kunden“

09.11.2023
von Nicole Steinicke

Mit einem Jahresumsatz von über 134 Mio. € weltweit zählt SAB Bröckskes zu den führenden Herstellern von hochflexiblen Kabeln und Leitungen. Besonders im Fokus steht die Entwicklung maßgeschneiderter Produkte. Wir sprechen mit Geschäftsführerin Sabine Bröckskes-Wetten über die aktuellen Trends, Industrieanforderungen und über neue Lösungen für die Digitalisierung im Kontext von Industrie 4.0.

Frau Bröckskes-Wetten, als Familienbetrieb steht SAB Bröckskes für die Entwicklung und Fertigung verschiedenster Kabel – von halogenfreien über besonders flexible Leitungen bis hin zu Busleitungen und Spezialkabeln. In welchem Bereich hat sich in den letzten Jahren besonders viel getan?

Die kundenspezifische Kabelkonfektion wurde in den letzten Jahren weiter ausgebaut, um besser auf Kundenwünsche einzugehen

Sabine Bröckskes-Wetten: Die Applikationen und Einsatzbedingungen von elektrischen Leitungen unserer Kunden werden immer komplexer und erfordern häufig eine individuelle Anpassung an die gegebenen Bedingungen. Genau hier setzen wir als Spezialkabelhersteller an und entwickeln anwendungsorientierte Verbindungslösungen. Dazu klären wir möglichst schon vor der ersten Konstruktion eines neuen Produktes, wie die Leitung beschaffen sein soll, wie die Kontaktierung in der Anwendung erfolgt und welche Eigenschaften dabei wichtig sind. Unser Portfolio entwickelt sich sehr anwendungsorientiert. Wir produzieren mittlerweile kaum mehr Leitungen von der Stange, sondern legen unseren Fokus auf der Konstruktion neuer Produkte, die wir in enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln. Mit unserer breiten Palette an Isolations- und Mantelwerk­stoffen können wir nahezu jedes Verbindungsproblem unserer Kunden lösen. Häufig wird vom Markt eine Komplettlösung aus Kabel und Steckverbinder gefordert. Daher haben wir in letzten Jahren unsere Kapazitäten im Bereich der Kabelkonfektionierung deutlich ausgebaut. Heute können wir eine Vielzahl konfektionierter Verbindungslösungen anbieten und noch individueller auf Kundenbedürfnisse reagieren.

Aktuelle Zahlen belegen, dass kaum eine Branche so schnell wächst wie die Robotik. Hier sind Leitungen gefordert, die millionenfachen Biegewechsel-Zyklen sowie hohe Torsions­belastungen meistern. Welche Herausforderungen sind damit in der Entwicklung verbunden und wo liegen die Trends in diesem Bereich?

Sabine Bröckskes-Wetten: Die Robotik ist nach wie vor einer der wichtigsten Märkte für SAB. Wir liefern ein breites Spektrum an robotertauglichen Leitungen: angefangen von Schleppleitungen für die siebte Achse bis hin zu tordier- und biegbaren Leitungen für Schlauchpakete an den 6-Achs­kinematiken oder im Scara-Roboter. Auch Teach-Pendant­leitungen oder Leitungen für die sekundäre Peripherie wie diverse Schweißzangen- und Steuerleitungen haben wir als Energie-, Feldbus- sowie Ethernet-Leitung bis Cat.7A im Fertigungsprogramm.

Den hohen mechanischen Beanspruchungen der Robotik entsprechend sind unsere Roboterleitungen in Materialauswahl und Konstruktion gezielt auf eine lange Lebensdauer ausgelegt. In enger Zusammenarbeit mit unseren Kunden entwickeln wir ständig neue Leitungen für Roboteranwendungen und können unsere Leitungen im eigenen Haus auf Herz und Nieren prüfen. Unser Prüfspektrum reicht von Biegeversuchen über Tests auf Öl- oder Medienbeständigkeit bis zu Tests auf unseren Hoch­frequenz-Prüfplätzen und in unserem Brandlabor. Nur so werden wir den hohen Qualitätsansprüchen unserer Kunden gerecht.

Der zunehmende Digitalisierungsgrad industrieller Anlagen fordert eine Weiterentwicklung bestehender Ethernet-Verkabelungen. Hier kommt Single Pair Ethernet, kurz SPE, ins Spiel, das eine Highspeed-Datenübertragung sowie Stromversorgung über nur ein verdrilltes Adernpaar ermöglicht. Wie setzen Sie diese Vorteile in Ihren Lösungen um und inwieweit profitieren Anwender davon?

Verseiler bei SAB Bröckskes: Die Fertigungsmöglichkeiten wurden im Hinblick auf die Vielzahl an unterschiedlichen und spezifischen Kundenanforderungen hin optimiert

Sabine Bröckskes-Wetten: Mit Single-Pair-Ethernet ist ein weiterer Meilenstein in der industriellen Vernetzung erreicht. Als Mitglied im SPE Industrial Partner Network e.V. gestalten wir die Entwicklung dieser neuen Technologie von Anfang an mit. Wir haben bereits zahlreiche Single-Pair-Ethernet-Leitungen für unterschiedliche Anwendungsbereiche auf den Markt gebracht – insbesondere für hochflexible und robotertaugliche Anwendungen. Die Vereinfachung und Verschlankung von Verkabelungssystemen ist ein wichtiger Trend. Der Weg geht immer mehr in Richtung Optimierung und Miniaturisierung.

Sie bieten individuelle Leistungen und maßgeschneiderte Produkte für verschiedenste Einsatzgebiete an. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für Anwender?

Sabine Bröckskes-Wetten: Kundenzufriedenheit hat für uns oberste Priorität. Danach richten wir unser gesamtes Handeln aus. Nicht zuletzt durch unseren Vertrieb und Außendienst sind wir in der Lage, unsere Kunden bei neuen Projekten und Entwicklungen von Anfang an zu begleiten. So können wir die speziellen Anforderungen und Wünsche jedes Kunden direkt in die Entwicklung und Konstruktion von Spezialleitungen einfließen lassen. Schließlich kennt der Kunde seinen speziellen Anwendungsfall ganz genau. Dieses Wissen setzen wir in ein Leitungsdesign um. Nicht selten entwickeln wir gemeinsam mit unseren Kunden neue Leitungen mit einer oder mehreren Musterproduktionen. Nur so ist es möglich, eine optimale und dauerhaft funktionierende Leitung zu entwickeln. Unsere Kunden schätzen diesen Service sehr, denn durch unsere 75-jährige Erfahrung können wir viele Parameter bereits im Vorfeld berücksichtigen und die Entwicklungszeit deutlich verkürzen.

Welche Rolle spielt für Sie die zunehmende Digitalisierung? Eröffnet diese neue Einsatzfelder oder sind damit eher neue Herausforderungen verbunden, die gemeistert werden müssen?

Die Anforderungen und Wünsche des Kunden fließen direkt in die Entwicklung und Konstruktion von Spezialleitungen wie hier in Hybridleitungen ein

Sabine Bröckskes-Wetten: Digitalisierung und Industrie 4.0 sind seit einigen Jahren auch bei uns und unseren Kunden in aller Munde. Als Kabelhersteller beschäftigen wir uns aber schon viel länger mit der Vernetzung von Produktion und Maschinen. Mit der Einführung der ersten Feldbussysteme haben wir das Thema aufgegriffen und die Bedürfnisse des Marktes frühzeitig erkannt. Mittlerweile erwirtschaften wir einen Großteil unseres Umsatzes mit Kabeln, die dem Bereich Industrie 4.0 zuzuordnen sind. Wir produzieren zahlreiche Bus-, Ethernet- und Hybridleitungen für die Vernetzung intelligenter Systeme.

Wo sehen Sie neue Produktbereiche und Branchen in den nächsten Jahren?

Sabine Bröckskes-Wetten: Wir wollen uns in Zukunft noch stärker als erster Ansprechpartner der Industrie für komplexe Verbindungslösungen positionieren. Mit unserer langjährigen Erfahrung in der Entwicklung und Fertigung von Sonderlösungen möchten wir unseren Anspruch unterstreichen, für jeden Kunden und Anwendungsfall eine individuelle Verbindungslösung zu entwickeln und zu fertigen – ganz gleich, ob der Kunde eine neue Spezialleitung oder eine anschlussfertige Komplettlösung wünscht.

Viele Unternehmen leiden unter dem aktuellen Fachkräftemangel? Wie sieht dies in Ihrem Unternehmen aus?

Sabine Bröckskes-Wetten: Neben der Digitalisierung stehen sicherlich auch die Gewinnung von Fachkräften und die Mitarbeiterbindung im Fokus. Gerade in den letzten drei Jahren hat sich der Fachkräftemangel immens verschärft. Hier gilt es gegenzusteuern und unsere Vorteile als innovatives, familien­geführtes und mitarbeiterfreundliches Unternehmen zu präsentieren. Unsere Ziele erreichen wir nur mit dem richtigen Team. Deshalb setzen wir weiterhin auf Ausbildung und Fachkräfte­sicherung. Für uns als Familienunternehmen ist es ein klares Ziel, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen, bei uns zu entwickeln und langfristig an uns zu binden.

Die Wirtschaftslage ist weiterhin durch Hemmnisse wie die Pandemie, gestörte Lieferketten, inflationäre Materialpreise sowie hohe Energiepreise gekennzeichnet. Auch neue politische Regularien machen es Unternehmen nicht leicht. Wie gehen Sie bei SAB Bröckskes damit um und wie resilient sehen Sie sich in dieser volatilen Zeit?

Sabine Bröckskes-Wetten: Seit 2011 trage ich als Geschäftsführerin und Inhaberin von SAB Bröckskes eine Verantwortung für über 550 Mitarbeiter und deren Familien. In dieser kurzen Zeit wurden wir leider schon mit einigen Krisen konfrontiert. Die Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise waren noch nicht ganz verarbeitet, da zeichneten sich bereits weitere Probleme ab. Die Corona-Pandemie stellte uns vor enorme Herausforderungen. Als wäre die Welt nicht schon kompliziert genug, brach mitten in Europa ein Krieg aus. Lieferketten reißen ab, Rohstoffpreise explodieren. Die globale Energiekrise setzt dem Ganzen die Krone auf. Meine oberste Priorität ist daher, das Unternehmen auch in stürmischen Zeiten erfolgreich in die Zukunft zu führen und die Arbeitsplätze hier in Viersen langfristig zu sichern. Bisher sind wir aus allen Krisen gestärkt hervorgegangen. Die Notwendigkeit, strukturelle Veränderungen und ein Umdenken einzuleiten, hat auch viele positive Effekte bewirkt. Daher freue ich mich neue Herausforderungen, die ich gemeinsam mit meinem Team anpacken kann. Besonders froh bin ich, dass mir mein Vater weiterhin mit all seiner Erfahrung zur Seite steht und mich in wichtigen Fragen berät.

Welche Rolle spielt für SAB Bröckskes der CO2-Fußabdruck bei der Fertigung eigener Produkte und welchen Stellenwert nimmt die Nachhaltigkeit ein?

Sabine Bröckskes-Wetten: In den kommenden Jahren werden wir uns noch stärker mit dem Thema Nachhaltigkeit hin zu einer CO2-neutralen Produktion beschäftigen. Bereits 2005 haben wir erfolgreich ein Umweltmanagementsystem und 2011 ein Energiemanagementsystem eingeführt. Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht mehr wegzudenken und wird bei allen strategischen Entscheidungen berücksichtigt. Deshalb beteiligen wir uns auch aktiv im Energie- und Klima­schutz­netzwerk und wollen im nächsten Jahr einen Fahrplan in Richtung Carbon Zero auflegen.

Das Beitragsbild zeigt: Sabine Bröckskes-Wetten, Inhaberin und Geschäftsführerin, SAB Bröckskes in Viersen

„Individualisierte Produktentwicklung und Orientierung an den Bedürfnissen des Marktes ist insbesondere im technologischen Umfeld mehr denn je ein wichtiges Thema.“

Nicole Steinicke, Chefredakteurin Industrielle Automation

Autorin: Das Interview führte Dipl.-Ing. Nicole Steinicke, Chefredakteurin Industrielle Automation

Bildquelle: SAB Bröckskes

 

Über SAB Bröckskes

Das 1947 von Peter Bröckskes in Viersen als Einmann­betrieb für den elektrischen Anlagenbau gegründete Unternehmen zählt heute mit mehr als 550 Beschäftigten und einem in über 100 Ländern erwirtschafteten Umsatz von über 134 Mio. Euro zu den weltweit führenden Spezialkabelherstellern. Das Portfolio umfasst neben Kabeln und Leitungen in unterschiedlichsten Material­ausführungen auch die Kabelkonfektionierung sowie messtechnische Lösungen. Beliefert werden zahlreiche Branchen von der Industrieautomation und Kommuni­kationstechnologie über Hersteller von Agrarmaschinen, die Bahn- und Schifffahrtstechnik bis zur Medizintechnik.

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